Ich bin Leon und komme aus Fulda. Ich bin 29 Jahre alt und habe mein Studium im Sommer 23 in Cluj-Napoca, Rumänien abgeschlossen.
Mein NC für Deutschland war offenbar nicht ausreichend… und den Med-AT habe ich auch mit ein paar Punkten verpasst. Da blieb mir am Ende nur noch die Option mit dem Ausland.
Ich habe mich selbstständig an der Universität in Rumänien beworben. Durch die Hilfe einer Facebook-Gruppe, das Internet und ein paar Kontakte vor Ort ging das alles recht problemlos. Außerdem gab es einen Englischtest bzw. TOEFL-Test, dafür aber keinen Aufnahmetest. Die Noten waren in der Bewerbung relativ irrelevant.
Die Vorklinik dauert insgesamt zwei Jahre, sodass man ab dem dritten Jahr das erste Mal in der Klinik ist und praktische Erfahrungen sammeln kann. Auch mit dem Englisch hatten wir keine Probleme, denn die meisten Professoren sprechen sehr gutes Englisch.
Im Vergleich zu Deutschland mussten wir in Rumänien kein Physikum absolvieren, dafür hatten wir jeden Sommer vier Wochen Pflicht-Famulatur. Ein PJ hatten wir aber nicht.
Das Studium wird sowohl mit einer schriftlichen als auch mündlichen Prüfung abgeschlossen. Außerdem muss man auch eine Thesis schreiben, was aber alles in allem machbar war, sodass wir am Ende einen „Dr. Medic“ verliehen bekommen haben. Die Prüfungen während der sechs Jahre sind recht zahlreich, sowohl mündlich als auch schriftlich. Man hat auch die Möglichkeit an Forschungsprojekten teilzunehmen, wobei sich das oft als organisatorisch schwierig erweist.
Ich habe mich super schnell hier eingelebt, wobei ich primär mit meinen Kommilitonen in Kontakt stehe. Es bleibt dann doch etwas Distanz zu den Einheimischen, was vielleicht aber auch daran liegt, dass die meisten Studenten aus dem Ausland kommen und eher untereinander vernetzt sind. Während meiner sechs Jahre habe ich sowohl in WGs als auch allein gelebt. Ich denke das ist typabhängig und jeder muss für sich entscheiden, was am besten für ihn/sie funktioniert. Wir hatten außerdem drei Jahre Rumänisch Unterricht, welcher von der Uni selbst organisiert wurde. Ich hatte schon Lust die Sprache zu lernen, war auch wirklich interessiert, aber muss ehrlich sagen, dass meine Prioritäten bei anderen Dingen lagen, weil man dann doch etwas überlastet ist, vor allem zu Beginn des Studiums. Man braucht am Ende aber trotzdem B1, sodass man mit den Patienten auf Rumänisch oder Englisch kommunizieren kann.
Wenn man wirklich Medizin studieren will, kann ich jedem empfehlen ins Ausland zu gehen. Natürlich gibt es ein paar Sachen, die hier anders ablaufen und vielleicht in Deutschland „besser“ oder auch einfach nur „anders“ sind, dem sollte man sich auf jeden Fall bewusst sein. Zum Beispiel, dass wir keine deutschsprachigen Patienten haben. Egal wofür man sich am Ende entschiedet würde ich jedem raten so viel Praxiserfahrung zu sammeln, wie nur möglich, um so vielleicht auch herauszufinden, was einem liegt.